WEITERBILDUNG – RESHAPED
Jessica Buhlmann, Liviu Bulea und Katrin Kampmann
Kuratiert von Katia Hermann & Linda Toivio
Opening Donnerstag 27. Oktober 2022, 17h bis 22h
Ausstellung vom 27. bis 30. Oktober 2022
Freitag, Samstag, Sonntag geöffnet von 15h bis 19h
Die Gruppenausstellung Weiterbildung-Reshaped präsentiert die Arbeiten von drei Künstler*innen, die das rechteckige Format oder die Zweidimensionalität der klassischen Leinwand aufbrechen und weiterentwickeln. In der modernen Malerei nach den 40er Jahren entwickelt, sind „shaped canvas“ Tafelbilder, die von der gängigen flachen, rechteckigen Konfiguration abweichen und durch Veränderung ihres Umrisses und Formats geformt werden, um eine Kongruenz zwischen dem Inhalt des Bildes und seiner Form oder eine dialektische Beziehung zwischen der äußeren und inneren Form zu erreichen. Noch einen Schritt weitergehend, können Leinwände so verändert werden und dabei ihre Flachheit verlieren, indem Relief mit verschiedenen Materialien hinzugefügt wird, wie z. B. bei Combine paintings. Die Veränderung bzw. Weiterbildung der Oberflächenkonfiguration des Gemäldes verwandelt es quasi in eine (Wand-)Skulptur.
Nach fast zwanzig Jahren konsequenter Arbeit mit abstrakter Malerei und Zeichnung entwickelte sich Jessica Buhlmanns Praxis hin zu umgeformten Leinwänden sowie dreidimensionalen Arbeiten, während sie weiterhin mit Materialien, Formen und Farbe experimentiert. Inspiriert von der Natur und gefundenen Materialien, arbeitet die Künstlerin auf mehreren Ebenen: mit Zufälligkeiten, Unfällen und Unwägbarkeiten. Geleitet durch Intuition und Sensibilität, pendelt sie bei der Schaffung zwischen Planung und Spontaneität, Bewegung und Stillstand. Zwischen Komposition und Improvisation angesiedelt, bildet das abstrakte Werk von Jessica Buhlmann ein ästhetisches Ökosystem aus subtilen Beziehungen, diversen Gleichgewichten und Überraschungen.
Liviu Bulea definiert sich selbst als Installationskünstler mit sozialer Praxis. In seinen Combine paintings, Collagen und Assemblagen mischt er architektonische und natürliche Elemente sowie Materialien und Medien wie Beton und Äste, Fotografie und Zeichnung. Seine Wandinstallationen stellen traumatische Prozesse dar, verwandeln diese in Emotionen und lenken die Aufmerksamkeit auf bestimmte soziale Themen und Strukturen, die manchmal durch selektive Erinnerung verloren gehen. Er erschafft ein Universum, in welchem Natur und Urbanität im Gleichgewicht agieren. Das Motiv von Ruinen, das Vorgefertigte und das Recycelte tritt in einen Dialog mit Architektur. Livius Arbeit ist eng mit Orten und den dort erlebten Erfahrungen verbunden. Seine Mixed-Media-Arbeiten sind Sammlungen von Geschichten und Erinnerungen, von Menschen und von Orten, und bestehen somit aus verschiedenen Materialien aus der städtischen und natürlichen Umgebung. Diese Materialität durchbricht die Zweidimensionalität des flachen Tafelbildes und schafft skulpturale Wandarbeiten voller Bezüge, anregend, sensibel, robust und zerbrechlich zugleich.
Katrin Kampmanns farbintensive Malerei und ihr malerischer Ansatz basieren auf dem, was als poetisch, außergewöhnlich und unzugänglich angesehen wird. Ihre künstlerischen Ideen konzentrieren sich auf die Erforschung und das Eintauchen in die tieferen Schichten unserer Psyche und kulturellen Existenz. In ihrem Werk setzt sie sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander und führt immer wieder einen künstlerischen Vergleich mit der Realität durch, indem sie abstrakte Formen und figurative Elemente mischt, oftmals inspiriert durch Literatur oder bestimmte zeitgenössische Themen. Gestik, Ausdruckskraft und Leichtigkeit bilden neben verschiedenen Techniken wie Acryl, Tusche oder Drucktechniken die Grundlagen ihrer Praxis. Nach fast zwanzig Jahren gibt sie experimentierfreudig auch mal die rechteckige Form der Leinwand auf und schafft skulpturale Malerei, wobei sie die Leinwand als eine einzige Einheit oder als mehrere Elemente eines Bildes gestaltet. Die spielerische und kraftvolle Malerei von Katrin Kampmann möchte sich im Raum ausdehnen.
Über die Künstler*innen
Jessica Buhlmann (*1977 in Potsdam, Deutschland), lebt und arbeitet in Berlin und schloss 2007 ihr Studium der zeitgenössischen Kunst an der Universität der Künste Berlin ab. Ihre Arbeiten wurden in Ausstellungen in Deutschland und anderen Ländern wie Schweden, der Tschechischen Republik und Kanada gezeigt. Nachdem sie sich mehr als zwanzig Jahre lang auf abstrakte Malerei konzentriert hat, weitete sie in den letzten Jahren die Konzepte und Formen ihrer früheren Erkundungen kontinuierlich auf Skulpturen und Installationen aus. Zwischen Komposition und Improvisation angesiedelt, bilden ihre „Gedichte im Raum“ ästhetische Ökosysteme aus subtilen und komplexen Beziehungen, im fragilen und doch intensiven Gleichgewicht sowie aus Überraschungen.
Liviu Bulea (*1989 in Turda, Rumänien), lebt und arbeitet in Turda und Berlin. Für seinen BA- und MA-Abschluss forschte er über den kranken Körper und konzentrierte sich dabei auf Erinnerungen an Räume und Objekte aus onkologischen Abteilungen von Krankenhäusern. Derzeit ist er Doktorand an der Universität für Kunst und Design in Cluj-Napoca, wo er sich mit der Beziehung zwischen Kunst, Architektur und der städtischen Umwelt beschäftigt. Sein Forschungsgebiet erstreckt sich von architektonischen Erinnerungsräumen bis hin zur Queer Community. Liviu stellte seine Werke u.a. im rumänischen Kulturinstitut in Berlin, im französischen Kulturinstitut in Cluj, im nationalen Kunstmuseum in Cluj, im Museum für Zeitgenössische Kunst in Bukarest, im Mumok Wien, bei Parallel Wien und auf der Bukarester Biennale aus. Er nahm an vielen Residenzen teil, wie z.B.. bei Kultur Kontakt, Wien; Styria Art in Residency, Graz; Cité internationale des arts in Paris.
https://bulealiviu.wixsite.com/my-site
Katrin Kampmann (*1979 in Bonn, Deutschland). Seit 2000 lebt und arbeitet die Künstlerin in Berlin. Von 2001 bis 2006 studierte sie Malerei an der Universität der Künste Berlin (UdK) bei Prof. K.H. Hödicke und erhielt nach ihrem Abschluss 2006 den Meisterschülerpreis. Seitdem wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt, u.a. in Mailand, Seoul, Ludwigsburg, Hamburg, München, Wien, Wiesbaden und Los Angeles. Im Jahr 2010 gewann sie das Dorothea-Konwiarz-Stipendium und war 2011 Finalistin für den Phoenix Art Prize. Kampmanns Arbeiten wurden zudem im Museum of Art Wuhan in China, in der Kunsthalle Dresden, in der Kunsthalle Rostock und im Rosenhang Museum ausgestellt.