veröffenticht auf: http://www.tsartprojects.com/#/exhibition/drawings
Ausstellungstext für DRAWINGS bei TS art projects Berlin, Herbst 2015
Otto Dix ist bekannt als exzellenter Zeichner und hinterließ über 6000 Zeichnungen und Skizzen. 1920/21 ist er Protagonist eines neuartigen Brutalrealismus mit sozialkritischer Note und politischer Brisanz. Antibürgerliche Stilattitüden und wirklichkeitsnahe Bildformeln prägen sein Werk, das stilistisch von der zeitgenössischen Kritik als „Verismus“ bezeichnet wurde. Ab 1924 zeigt sich eine Veränderung und seine Zeichnungen nehmen mit neutraler Linienprägnanz kühl konstatierende Züge und eine affirmative Tendenz an. Dix wird zum Meister der Neuen Sachlichkeit, Stil der stabilisierten Weimarer Republik. Seine Abbildungen einer neuen sozialen Wirklichkeit zeigen jedoch weiterhin seinen Sinn fürs Groteske und lassen den damaligen Zeitgeist weiterhin erahnen.
Groteske Gebilde findet man auch in den ausdrucksstarken Zeichnungen der Künstlerin Catherine Lorent. Ihr grafisches Werk beinhaltet Elemente, die sie für ihre Kunst – an den Grenzen der Genres – immer wieder einsetzt : theatralische Inszenierungen, barocke Formen von Skulpturen, Figuren, Architekturkomponenten mit zeitgenössischen Musikinstrumenten wie die Rockgitarre, die sie als Musikerin selber auch spielt. Ihre dynamischen Bildkompositionen mit barocken und zeitgenössischen Zutaten hinterlassen wie auch ihre Installationen den Eindruck eines imaginären bizarren Zeitgeistes.
Katia Hermann